Das Jugendwohnen in Bayern ist ein Unterstützungsangebot für junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren, die für ihre schulische oder berufliche Ausbildung ihren Wohnort verlassen müssen. Hierzu gehört auch die auswärtige Teilnahme am Blockunterricht in der Berufsschule.
In allen Regionen Bayerns gibt es über 70 derartige Einrichtungen des Jugendwohnens. Diese arbeiten nach hohen Standards und legen anspruchsvolle Maßstäbe an ihre Qualität an. In diesem Internetangebot sollen 7 zentrale Felder der Qualität im Jugendwohnen in Bayern dargestellt und zur Diskussion gestellt werden. Damit sollen die externen Partner wie Betriebe, Schulen und Verwaltung ebenso angesprochen werden wie intern die Bewohner*innen und ihre Eltern sowie die Fachkräfte und weitere Verantwortliche im Jugendwohnen.
Fachliche Qualität
Wir richten uns konsequent an den Bedürfnissen der jugendlichen Bewohner*innen aus und sind als Partner der regionalen Wirtschaft und der Schulen etabliert.
Zu den Qualitätsmerkmalen des Jugendwohnens gehört es, in all seinen Facetten – von der Unterbringung über die Verpflegung bis zu den pädagogischen Angeboten und zur Freizeitgestaltung – konsequent an den Bedürfnissen der jugendlichen Bewohner*innen ausgerichtet zu sein.
Um junge Menschen zur gesellschaftlichen Teilhabe zu ermutigen und befähigen, werden Möglichkeiten zur Partizipation in vielfältiger, nach innen und außen gerichteter Form umgesetzt.
Zu den zentralen Aufgaben jeder Einrichtung des Jugendwohnens gehören die Entwicklung, Anwendung und regelmäßige Überprüfung eines zielgruppenspezifischen Konzepts zum Schutz vor physischer und psychischer, insbesondere sexualisierter Gewalt.
Eine gute, jederzeit nachweisbare fachliche Qualität ermöglicht es, das Jugendwohnen immer besser als Partner der regionalen Wirtschaft und der Schulen zu etablieren.
Vielfältige Zielgruppen
Wir sind in vielen Facetten divers. Jugendwohnen ist nicht nur für Auszubildende, sondern auch für andere junge Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Bildungsphasen offen.
Förderung von Diversität hat vielfältige Aspekte: Jugendwohnen ist nicht nur für Auszubildende da, sondern auch für viele weitere junge Menschen in unterschiedlichen Bildungsphasen, die Wohnraum und sozialpädagogische Begleitung benötigen.
Die Entwicklung eines fundierten Zielgruppenkonzepts in den Einrichtungen ermöglicht eine inklusive Öffnung für neue Zielgruppen. Dieses Konzept sollte neben anderen (sozialen) Aspekten auch die internationale und interkulturelle Öffnung des Jugendwohnens beschreiben.
Qualifiziertes Personal
Wir werben um Fachkräfte und unterstützen kompetent das berufliche Engagement im Jugendwohnen. Formale Anforderungen an die Personalausstattung müssen flexibel und realitätstauglich sein.
In allen Einrichtungen des Jugendwohnens wird genügend qualifiziertes, den Vorgaben der jeweiligen Betriebserlaubnis entsprechendes Personal benötigt. Damit dies auch in Zukunft gelingt, braucht es vielfältige Maßnahmen.
Eine dieser Maßnahmen sollte sein, den Personalkatalog der Jugendhilfe um qualifizierte Fachkräfte zu erweitern und somit ein professionelles Zusammenarbeiten verschiedener, auch neuer Berufsgruppen zu ermöglichen. Auch erweiterte Möglichkeiten zum Quereinstieg soll damit eröffnet werden.
Änderungen der Bedarfe der sich ausdifferenzierenden Zielgruppen des Jugendwohnens und aufgrund gesetzlicher Anforderungen an die sozialpädagogische Begleitung hat auch für die personelle Ausstattung Folgen. Die seit Jahren festgelegten Personalschlüssel sollten eine höhere Flexibilität ermöglichen, um den sich ändernden und unterschiedlichen Situationen in den Einrichtungen gerecht zu werden.
Um die Bekanntheit als attraktives Arbeitsfeld für Absolvent*innen zu steigern, muss das Jugendwohnen einen eigenen Platz in der fachspezifischen Ausbildung an Hochschulen und Fachakademien haben.
Die Werbung für berufliches Engagement im Jugendwohnen sollte ausgeweitet werden. Hierfür tragen die Einrichtungen und ihre Träger auf örtlicher bzw. regionaler Ebene die Verantwortung. Sie benötigen dafür zugleich Unterstützung von überregionalen Ebenen.
Personalentwicklung im Jugendwohnen beinhaltet vielfältige Aspekte; sie sollte gezielt und mit Blick auf die aktuellen Generationen der Bewohner*innen sowie der Mitarbeitenden ausgebaut werden.
Gute Wirtschaftlichkeit
Unsere Einnahmen müssen sich an steigende Ausgaben anpassen. Kosten- und Entgeltsätze sind daher landesweit zu erhöhen. Einsparpotenziale werden von uns verantwortungsvoll geprüft.
Lohnsteigerungen beim Personal sowie steigende Energie-, Lebensmittel- und Lebenshaltungskosten aller Art müssen eine kontinuierliche Anpassung der Einnahmen bzw. der Kostensätze der Einrichtungen des Jugendwohnens zur Folge haben.
Der landesdurchschnittliche Kostensatz für die Unterbringung von Blockschüler*innen muss vor diesem Hintergrund erhöht werden. Zugleich sind die kommunalen Schulaufwandsträger gefordert, diesen Kostensatz auf ein entsprechend realistisches regionales Niveau anzuheben.
Der von den Einrichtungen des Jugendwohnens mit der Jugendhilfe verhandelte Entgeltsatz sollte mittelfristig von allen Kostenträgern als gültiger und einheitlicher Kostensatz anerkannt werden.
Ohne die Qualität des Angebots im Jugendwohnen zu verringern, werden alle Einsparmöglichkeiten weiter ausgeschöpft.
Sichtbare Öffentlichkeitsarbeit
Wir entwickeln die Marke „Jugendwohnen“ weiter und setzen uns für den Ausbau regionaler Netzwerke ein. Jugendwohnen bietet als Partner viele Chancen in der Berufsausbildung.
Die gezielte Weiterentwicklung der Marke „Jugendwohnen“ – ohne dabei das eher negativ konnotierte Wort „Heim“ zu verwenden – ist eine Aufgabe aller Verantwortlichen auf Bundes-, Landes- und Einrichtungsebene.
Örtliche und regionale Netzwerke – zu Betrieben, Kammern, Innungen, Schulen, Kirchen, Verbänden, Kommunalpolitik usw. – sollten von den Einrichtungen des Jugendwohnens entwickelt und gepflegt werden.
Bei Akteuren aus Gesellschaft und Wirtschaft ist das Bewusstsein zu wecken, dass Jugendwohnen ein hilfreicher Partner bei der Ermöglichung von Berufsausbildung ist und einen aktiven Beitrag zur Bewältigung von Fachkräftemangel, Ausbildungsabbrüchen und Jugendarbeitslosigkeit leistet.
Es ist eine Aufgabe der Träger sowie der überregionalen Ebenen, die Einrichtungen des Jugendwohnens zur Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit zu befähigen.
Interne Zusammenarbeit
Wir vernetzen unsere Einrichtungen und Träger regional und bundesweit. Regelmäßiger Austausch und die Etablierung von Wissensplattformen sind unverzichtbar
Wir unterstützen den Ausbau innerer Vernetzungen zwischen Einrichtungen und Trägern des Jugendwohnens auf allen Ebenen – vor Ort, in der Region und im Bund.
Neben regelmäßigem Austausch bei Treffen und Konferenzen gehören dazu der Aufbau und die Nutzung von gemeinsamen Austausch- und Wissensplattformen. Ein Wissenspool für das Jugendwohnen würde die Arbeit der Einrichtungen in vielerlei Hinsicht erleichtern und sollte auf zu entwickelnde digitale Angebote wie Datenbanken, Platzbörsen etc. erweitert werden.
Konsequenter Klimaschutz
Wir überprüfen alle Prozesse auf Nachhaltigkeit und unterstützen die Entwicklung entsprechender Konzepte. Energiesparen ist als Beitrag dazu eine Aufgabe von Leitung und Pädagogik.
Energieeinsparung ist nicht nur eine Anfrage an bauliche Standards, sondern auch eine an jede*n Bewohner*in und Mitarbeiter*in – und damit eine Führungs- und Pädagogikaufgabe.
Ökologisch bewusstes Handeln bezieht sich auf den Einkauf, die Zubereitung der Speisen und Getränke sowie auf die Reinigung und Materialbeschaffung und den Umgang mit Energie. Auch Transportwege werden dabei nicht außer Acht gelassen.
Eine Überprüfung und Anpassung aller Prozesse der Einrichtungen auf ihre Nachhaltigkeit und ihre Klimafreundlichkeit ist ein notwendiger Beitrag zum Klimaschutz; die Entwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten und -richtlinien in den Einrichtungen sollte gefördert und von Fachstellen unterstützend begleitet werden.
Als Leistung der Kinder- und Jugendhilfe ist das Jugendwohnen im § 13 Absatz 3 des SGB VIII in der Jugendsozialarbeit rechtlich verankert und definiert: „Jungen Menschen kann während der Teilnahme an schulischen oder beruflichen Bildungsmaßnahmen oder bei der beruflichen Eingliederung Unterkunft in sozialpädagogisch begleiteten Wohnformen angeboten werden.“
Eine bundesweite Übersicht aller Einrichtungen des Jugendwohnens und über das, was Jugendwohnen ist und wie es funktioniert, steht in www.auswaerts-zuhause.de zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Jugendwohnen in Bayern stehen unter www.kjs-bayern.de – Jugendwohnen zur Verfügung.